Im Hauptausschuss der Gemeinde Niederkrüchten wurde am 18.6.2019 die Machbarkeitsstudie zu der Um- bzw. Neugestaltung des Freibades Niederkrüchten sowie einer kombinierten Hallenbad-/Freibadlösung vorgestellt. Das von der Petiton vorgeschlagene und von der Verwaltung beauftragte Ingenieurbüro ist spezialisiert auf die Planung und Ausführung von besonders funktionalen und kostenoptimierten Schwimmhallen. Neben den Ausschussmitgliedern waren etwa 50 interessierte Bürgerinnen und Bürger vor Ort, die sich aus erster Hand über die neuen Planungen mit belastbaren Zahlen informieren wollten.

Großer neuer Familienbereich / 50m Bahnen bleiben erhalten

Das bestehende 50m Freibad-Becken soll um etwa 30% verkleinert und vollständig in Edelstahl ausgekleidet werden. Das Alleinstellungsmerkmal des 50m-Beckens kann in reduzierter Form erhalten bleiben. Die drei 50m Bahnen können bei Bedarf auf 25m begrenzt und somit der Nichtschwimmerbereich flexibel erweitert werden. Die Beckenaufteilung des Freibades gliedert sich in drei Bereiche: Großer Familien-/Spaßbereich, Bahnen mit 3x50m bzw. 6x25m und Sprunganlage. Ein attraktiver Kleinkinderbereich, ein Kiosk, neue Duschen und Umkleiden sollen in direkter Nähe zum Schwimmbecken entstehen. Auch für Barrierefreiheit ist durch eine Verlegung des Eingangsbereiches gesorgt. Der historische Sprungturm als Wahrzeichen des Freibades könnte nach weiterer Prüfung erhalten bleiben.
Zusätzliche Liegeplätze direkt am Wasser sollen zum Verweile einladen. Der Nichtschwimmerbereich wird mit einer Rutsche und anderen Attraktionen im Becken aufgewertet. Der neue Kleinkinderbereich rückt näher an das große Becken und befindet sich auf fast gleicher Höhe. Dies erleichtert die Aufsicht durch die Eltern. Auf der Liegewiese sind zusätzliche Umkleiden geplant.

Hallenbad mit drei 25m Bahnen

Das neue kompakte Hallenbad soll parallel zur Straße Am Kamp errichtet werden. Im abgesenkten Gebäude sind drei vollwertige 25m-Bahnen mit Hubboden vorgesehen, der von 0 –  1,80m einstellbar ist.  Die Fensterfront des Hallenbades zeigt zum Freibad und gibt damit den Blick zur Außenanlage frei. Die Technik des Hallenbades ist auf der gesamten Längsseite des Hallenbades untergebracht.  Durch diese Variante kann auf eine aufwändige Lüftungsanlage verzichtet werden. Stattdessen wird mit Auswurfdüsen gearbeitet, die das Gebäude mit Frischluft versorgen. Dadurch werden Wege für die Verrohrung gespart. Durch den übersichtlich gestalteten Badebereich ist ein Betrieb mit minimalem Personalaufwand möglich.

7,4 Mio€ Baukosten mit 800T€ Puffer

Als Gesamtkosten wurden für die große Lösung 7,4 Mio. € genannt, die sich auf das Freibad (2,9 Mio €), das Hallenbad (3,4 Mio €), das Technikgebäude (500T€) und die Außenanlage (500T€) verteilen. In den Planungen sind 800T€ Puffer enthalten. Für den Abriss der oberirdischen Gebäude rechnet man mit 100T€. Zu dem Abriss des gesamten Freibades lag der Verwaltung bereits ein Angebot vor.

Die neue Kostenschätzung der Experten lag damit sehr nah an der groben Schätzung des Petitionsteams aus 2018 (6,65 Mio €).

Herr Neugebauer betonte in seiner Präsentation die enormen Synergieeffekte, die beim Bau und Betrieb von beiden Bädern entstehen. So kann der bisherige Technikkeller für beide Bäder genutzt werden. Ein zusätzlicher Keller im Hallenbad kann dadurch entfallen und spart Baukosten. Ein größer dimensioniertes Blockheizkraftwerk kann mit der Grundlast im Winter das Hallenbad und im Sommer das Freibad beheizen. Der gewonnene Strom kann für den Betrieb der Filteranlagen verwendet werden. Es wäre sogar möglich, benachbarte Gebäude an das BHKW anzuschließen, wenn die Leitungen das zulassen.

Verwaltung erhöht eigene Betriebskostenprognose um fast 230T€

Die von den Gutachtern kalkulierten reinen Betriebskosten ohne Personal beider Bäder sollen pro Jahr bei lediglich 127T€ liegen (68T€ Hallenbad, 57T€ Freibad). Hinzu kommen Abschreibung, Instandhaltung und Personalkosten. Die Verwaltung kommt in der eigenen Kalkulation auf einen Zuschussbedarf in Höhe von 770T€ pro Jahr . In diesem Betrag enthalten sind 68T€ für die laufende Instandhaltung (1,2%) und 298T€ Personalkosten.

Ende 2017 ging die Gemeindeverwaltung bei einer möglichen Sanierung der Bäder (8,2 Mio €) noch von deutlich niedrigeren Zahlen aus. Der jährliche Zuschussbedarf eines sanierten Hallenbad (Elmpt) und Freibad sollte laut Tabelle bei 541T€ liegen.

Die sehr defensive Kalkulation beinhaltet keine „Wette“ mit optimistischen Besucherzahlen. Somit wird ein erhebliches Kostenrisiko für den Niederkrüchtener Haushalt vermieden. Die Zahlen wären mit dem interkommunalen Bad vergleichbar, wenn die Verwaltung den Zuschussbedarf dort genauso defensiv berechnen würde.

Auch kleinere Lösungen können attraktiv sein

Die Attraktivität eines Schwimmbades hängt nicht nur von der schieren Größe ab. Die Ausgestaltung und Organisation des Betriebs entscheiden über die Attraktivität.
Bürgerfreundliche Öffnungszeiten, eine familienfreundliche Preisgestaltung,  interessante Kursangebote und motiviertes Personal geben Spielraum für wachsende Besucherzahlen. Umso besser, wenn die Gemeinde den finanziellen Spielraum hat, ein solches Angebot langfristig zu gestalten und nicht nach wenigen Jahren in die typische Spirale von hohen Kosten, Sparzwang und sinkenden Besucherzahlen zu geraten.

Es wurden keine Fördermittel und steuerlichen Sondereffekte berücksichtigt. Stattdessen wurde konservativ auf Erfahrungswerte der vergangenen Jahre zurückgegriffen und auf die Zukunft hochgerechnet. Somit ist sichergestellt, dass keine Überraschungen zu erwarten sind.

Lob an die Verwaltung

Das Petitionsteam bedankt sich bei der Verwaltung für die Beauftragung dieses Gutachtens. Nach Ansicht der Petenten zeigt diese Studie eindrucksvoll, dass die Idee eines kombiniertes Frei- und Hallenbad Am Kamp keine Schnapsidee war.

Diese Variante passt nicht nur finanziell zur Gemeinde Niederkrüchten, sondern glänzt durch Synergieeffekte und nachhaltiges Bauen.

 

Links:
Präsentation Sanierung Freibad mit Errichtung Hallenbad
Wirtschaftlichkeitsbetrachtung zur Planungsstudie Sanierung Freibad mit Errichtung Hallenbad